Heute habe ich meinen Twitter-Account gelöscht, den ich vor 13 Jahren und 8 Monaten unter dem Handle „twitteddy“ eingerichtet hatte. Und es ist mir erstaunlich leicht gefallen. Ich will kurz etwas dazu aufschreiben. In erster Linie für mich: dann kann ich jederzeit nachsehen, wann das war, und was mich dazu bewogen hat. Und zweitens für dich, weil ich Fragen habe. Ich stell sie dir am Ende des Beitrags.
Gute Nacht, Freunde
Den Titel für diesen Artikel habe ich gewählt, weil er sehr gut meine Stimmung ausdrückt. Es ist eine Zeile aus dem Lied „Gute Nacht, Freunde“ von Reinhard Mey – die Älteren erinnern sich – in dem sich ein Mensch von Freunden verabschiedet, mit denen er eine kurze oder längere Zeit verbracht hat.
Tja, und irgendwie fühlte es sich genau so an, als ich gestern den Entschluss gefasst hatte, meinen Twitter-Account zu löschen. Meine ersten Emotionen waren Wehmut und Zweifel. Soll ich das jetzt wirklich machen? Mich zwingt schließlich niemand dazu. Ich könnte den Account ja auch bestehen lassen und einfach nicht mehr beachten…
Spontan habe ich mir die Sportklamotten angezgen, um während einer anderthalbstündigen Laufrunde in einem gemütlichen Tempo (das ist es bei mir ja sowieso immer – anderes Thema) über die Pros und Cons nachzudenken. Und ganz ehrlich: ich hätte schon nach einer halben Stunde abbrechen können. Dann das Ergebnis war recht schnell völlig klar:
Unter dem Strich kostete mich Twitter mehr, als es mir brachte.
Genau das habe ich dann kurzerhand in mein Profil geschrieben und in einem letzten Tweet die Deaktivierung für heute angekündigt. Warum ich das Konto nicht sofort gelöscht habe? Ich wollte mit ein paar Menschen noch eine letzte Zigarette rauchen und ein letztes Glas im Steh’n trinken, um wieder den Vergleich zum Song von Reinhard May zu bemühen.
Mein Twitterprofil am 04.02.2023 mit Hintergrundbild und Profilfoto aus Urlaubsreisen.
Getting older vs. getting wiser
In einem meiner letzten Tweets hatte ich geschrieben, dass mir Twitter keinen Spaß mehr macht, weil es nur noch ein Wettbewerb um Aufmerksamkeit, Follower und Klicks ist. In diesem Tweet habe ich den Hashtag #gettingolder
verwendet. Vielleicht gehöre ich mit inzwischen 56 Jahren einfach nicht mehr dort hin.
Die liebe Uschi Ronnenberg empfahl mir daraufhin, mich von diesem Gedanken zu befreien. Und sie verwendete den Hashtag #gettingwiser
in ihrer Antwort. Diese Perspektive gefällt mir natürlich tausend Mal besser, is‘ klar! Vielen lieben Dank dafür, Uschi!
Ich glaube, dass sowohl durch mein Alter, als auch dadurch, wie sich die Nutzung der Plattform verändert, Twitter für mich persönlich heute keine positive Bilanz mehr ergibt. Früher habe ich Twitter genutzt, um mich zu verschiedensten Themen auszutauschen. Ich habe selbst darüber getwittert, bei anderen mitgelesen und Kommentare geschrieben.
Heute fehlt mir bei Twitter (und nicht nur dort) die Interaktion der Menschen. Das Zuhören. Das Miteinander. Alle senden nur noch ständig ihre Botschaften aus. Gleichzeitig wird der Ton immer rauher, negativer und immer öfter unerträglich. Auf das alles will ich verzichten.
Meine 3 Punkte gegen Twitter
Dies sind meine persönlichen drei wichtigsten Punkte für die Entscheidung gegen Twitter:
- Keine schlechte Laune durch negative Tweets
- Keine Ablenkung von sinnvolleren Dingen
- Mehr Zeit für produktivere Tätigkeiten
Und wie stehst du zu Twitter?
Wie schon gesagt, habe ich diesen Artikel auch geschrieben, um deine Meinung zu erfahren: ich möchte gern wissen, wie du zu Twitter stehst. Nutzt du Twitter? Wenn ja, wie nutzt du die Plattform und welche Vorteile erlebst du?
Oder bist du auch genervt von Twitter? Hast Du eine Idee, wie es besser werden könnte?
Ich freue mich auf deinen Kommentar und deine Meinung.
Hallo Eddy,
auch ich nutze Twitter nicht wirklich. Ich habe es zwar, aber der Kosten-Nutzen-Faktor erschließt sich mir einfach nicht wirklich.
Da sind andere Social Media Kanäle wesentlich sinnvoller!? Oder was meinst du?
Beste Grüße Olli
Hallo Oliver,
wenn du Twitter aus der Kosten-Nutzen-Brille für dich nicht positiv bewerten kannst, dann lösch den Account und schaffe Platz + Zeit für sinnvollere Dinge.
Und das gleiche gilt auch für jeden anderen (Social-Media-) Kanal.
Keine Angst: du verpasst nix…
Hey Eddy, kann deine Meinung völlig nachvollziehen.
Habe zuerst meinen Account in Facebook gelöscht, glaube 2016 weil ich fand das der Diskurs immer weniger möglich war… bin so froh, dass ich die vergangenen 3 Jahre nicht auf Facebook verfolgt habe, kann mir nur vorstelle was dort alles abgesondert wurde.
Twitter habe ich vor ein oder zwei Jahren verlassen, aus ähnlichen Gründen wie Du. Früher gab es noch nette Unterhaltungen, inspierierende Links oder ähnliches… dann ging es immer mehr in Selbstdarstellung, die eigene Meinung über alles andere stellen etc… ich vermisse mittlerweile nichts mehr davon.
Hoffe Dir gehts gut, mein Bester. Viele Grüße aus dem Schwarzwald
Ruben! Wie schön, mal wieder von dir zu lesen! Danke für deinen Besuch – und für deinen Kommentar! Mensch, viel zu lange her, seitdem wir uns getroffen haben… *seufz*
Was macht das Laufen? Bist du noch aktiv? Im Blog ist das leider nicht zu erkennen. Da ist – wie bei mir – ein wenig Flaute, wie ich festgestellt habe. Hat Corona da eine (Teil-) Schuld?
Viele Grüße zurück in meine alte Wahl-Heimat
Oh ja, die Treffen waren immer sehr schön, egal ob am Tegernsee oder im Harz…
Bin gerade mal wieder in der Vorbereitung und werde am Sonntag in Freiburg den Halbmarathon laufen… beim Bloggen habe ich die Motivation verloren – warum mache ich das, was will ich damit erreichen… das übliche.
Ansonsten war sportlich weniger los, allerdings eher aus positiven Gründen. Nach der Challenge Roth 2019 haben wir im Herbst entschieden die Planung für ein Haus voranzutreiben, haben dann 2020 unterschrieben und die ganze Planung gehabt und ab Mitte 21 dann gebaut und Anfang 22 eingezogen. Kurz davor kam dann noch unsere Tochter zur Welt und so war die Zeit für den Sport weniger und die Prioritäten woanders. Es gab immer noch gute Gelegenheiten für schöne Rennrad-Touren, gerne auch mal länger und mit Freunden, aber nicht mehr mit großen sportlichen Ambitionen. Letztes Jahr wollte ich dann den Ironman 70.3 in Maastricht machen aber entschied aus gesundheitlichen Bedenken einige Wochen vorher darauf zu verzichten und das nicht ganz geringe Startgeld abzuschreiben…
Mir ist gerade erst aufgefallen, dass Du gar nicht auf LinkedIn bist, kann das sein?
Viele Grüße in den Norden
Ruben
Ah, spannend: dass sich die Prioritäten verschieben, wenn man eine Familie gründet und/oder ein Haus baut, kann man nachvollziehen. Mal sehen, wie sich die Dinge in Zukunft nochmals verschieben, wenn z.B. Kinder das Haus verlassen. Ich werde es aus der Ferne beobachten…
…und natürlich bin ich auch bei LinkedIn unterwegs. Ich werde dich da gleich mal anfunken.
Ich bin zwei Jahre älter und auch seit 2009 auf Twitter. Mal mehr, mal weniger. Ich folge ca. 4000 Automaten/Menschen/Robotern und mir folgen überraschenderweise auch etwas über 3000 Menschen.
Klar gibt es viele Punkte, die mir an Twitter und am oft herrschenden Umgangston wirklich nicht gefallen. Aber ich muss klar sagen, dass mir Twitter und die User fehlen würden.
Ich habe da einige Bilder Bots, die meinen Twitter Account fluten. Einmal Architektur und klar Fotomodelle. Ich folge auch ein paar Fashion Bloggerinnen. Da hole ich Inspiration und meine Entspannung.
Seit dem letzten Herbst beschäftige ich mich etwas mit KI Bildern und finde es total faszinierend, was einige KI Künstler da zustande bringen. Hier finde ich den internationalen Austausch gegen den üblichen Querulanten als Bereicherung.
Ich folge wenigen Künstlern, die Werke würde ich in meiner Region nie sehen können.
Ich folge Open Source Entwickler, die mich so über Schulungen, Neuheiten und Veröffentlichungen informieren.
Ich selbst zeige gelegentlich auch eigene Werke und freue mich riesig, wenn einer das Werk teilt.
Ich versuche Politik auf Twitter zu vermeiden – folge aber hier unserer politischen Elite und Journalisten. Gestern war unserer Bundeskanzler in Indien. In solchen Momenten lese ich besonders gerne die Tweets vom Gastgeber. Was schreibt Sie/Er welche Bilder verwendet die andere Regierung und was wird dort betont.
Ich habe vor ein paar Jahren die berufliche Weiterbildung für mich entdeckt. Ein wunderbares System, wie man etwas in seinen Alltag bekommt, verwendet Twitter.
Zum Beispiel #100DaysOfCode die Regeln https://github.com/kallaway/100-days-of-code/blob/master/intl/de/README.md man Programmiert täglich eine Stunde und schreibt dann in einem Tweet, was man gelernt hat. (es geht um lernen)
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Ermutige jeden Tag mindestens zwei weitere Personen innerhalb der Challenge auf Twitter! Gib die Unterstützung, die du erfährst, an andere weiter!
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Dieser Support von der Community ist unheimlich positive Energie.
Vielen Dank für deinen Kommentar und das interessante Statement, Ralf! Es freut mich, dass Twitter für dich ein so positives Medium ist und dir (zum Beispiel durch die beschriebene Challenge: klasse!) so viel Spaß macht. In diesem Fall wäre es natürlich unverständlich, den Account zu löschen.
Dein Beispiel gefällt mir, weil es zeigt, wie unterschiedlich die diversen Plattformen auf uns wirken bzw. für uns nützlich sind – oder eben nicht.
Nochmals vielen Dank und schöne Grüße nach Hagen,
Eddy
Alles hat seine Zeit – und zu dieser Erkenntnis kommen mittlerweile nach und nach immer mehr Nutzer von so-genannten „Sozialen Medien“ die über ihre Zeit und ihr Tun nachdenken.
Willkommen im Club!
Selbst habe ich die andere Variante gewählt und twitter ‚ruhen‘ lassen.
Bei *facebook* oder einem von den Messenger-Diensten war ich noch nie und es wundert mich sehr, dass auf der einen Seite alle Welt über ‚Datenkraken‘ schimpft – andererseits selbst Behörden auf ihre *facebook* Präsenz verweisen. Realsatire?
Ich stimme dir komplett zu, Wolfgang: alles hat seine Zeit. Das betrifft alle Bereiche unseres Lebens – nicht nur die Nutzung der Angebote in der Online-Welt. Aber da wir Menschen ‚Gewohnheitstiere‘ sind, fällt es uns häufig nicht leicht, Verhalten zu ändern, wenn die Zeit für eine neue Ausrichtung gekommen ist.
Auch in Bezug auf das freiwillige Füttern von ‚Datenkraken‘ gebe ich dir Recht – darüber könnte man einen eigenen Beitrag schreiben… ;-)
Danke für deinen Besuch und für deinen Kommentar!
Hi Eddy,
kann ich total nachvollziehen. Auch ich habe mich in Ende 2022 von Twitter getrennt und bereits im Dezember 2020 von Instagram. Beides hat mir bis heute nicht gefehlt. Meinen Blogeintrag zu Instagram kennst Du ja sicher und ich denke daran hat sich nichts geändert. Als Alternative zu Twitter habe ich mich bereits im Juli 2022 bei Mastodon angemeldet. Nette Leute, keine Werbung usw.
Ansonsten nutze ich nur noch Facebook, denn die Community ist dort, was mein Hauptthema „Irland“ betrifft, sehr groß und natürlich „Trusted Blogs“ – Die genialste Blog-Suchmaschine im world wide web. Ansonsten bin ich froh, nicht täglich unzählige Plattformen aktualisieren zu müssen.
Liebe Grüße von der Insel
Markus
Zuerst einmal vielen Dank für das wunderbare Feedback zu trusted blogs: made my day, Markus! :-)
Ja, den Beitrag zu deinem Abschied von Instagram kenne ich (für die Mitlesenden: hier ist der Link) und mein Kommentar dort hat mir wieder in Erinnerung gerufen, wann ich selbst da ausgestiegen bin…
Ich bin auch froh, dass jetzt wieder eine Plattform weniger meine Zeit frisst. Darum scheue ich mich auch, einen Blick auf Mastodon zu werfen. Aber hey, natürlich muss jede:r für sich selbst entscheiden, ob und welche Kanäle er/sie nutzen möchte. Hauptsache, man hat Spaß dabei! Finde ich jedenfalls.
Ich hatte eigentlich gehofft, dass Elon mir die Entscheidung abnimmt und die Karre vollends vor die Wand donnert. Aber ist ja bisher nicht so.
Daher harre ich der Dinge die kommen und bin mehr mit Blocken beschäftigt, als mit dem Schreiben von Tweets.
Was nicht ist, kann ja noch werden, Martin. Allerdings denke ich inzwischen nicht mehr, dass Elon Twitter ‚versenkt‘. Jedenfalls ist das Rauschen dazu in meinem Ohr kaum noch zu hören. Warten wir es mal ab…
Das mit dem Blockieren (und noch mehr: Stummschalten) hab ich auch eine zeitlang versucht. Erfolglos. Daher war mein Entschluss letztendlich klar.
Vor ein paar Tagen war ja der legendäre Barkley Marathon. (Wer’s nicht kennt – anschauen: https://youtu.be/NDZdsqbcGTU)
Einzige Quelle, wo man den Lauf ansatzweise live verfolgen konnte, war Twitter. Doch noch für was gut, der alte Vogel.
Oh, danke Dir für die nette Erwähnung! Leider habe ich gerade keine Zeit für eine lange Antwort, deshalb nur ein kurzes Bild:
Twitter ist für mich wie die schwatzhafte Theke meiner Stammkneipe – oft zu laut, aber immer was los… Und so lange mir meine Internet-Kneipe noch mehr Spaß als Verdruss macht und Musk nicht zu oft vorbeischaut, bleibe ich da. Auch wegen der unerbittlichen Horizonterweiterung, die ü60ern wie mir keinesfalls schadet. ;-)
Der Vergleich mit der Stammkneipe gefällt mir gut. Zu ‚oft zu laut‘ würde ich noch ‚häufig geschmacklos‘ ergänzen, denn die Gespräche, die ich dort mitbekommen habe, waren immer öfter komplett niveaulos und unverschämt.
P.S. Ich kenne es anders herum, Uschi: „Entschuldigung, aber ich hatte keine Zeit für eine kurze Antwort“ :-)