Jogger vs. Radfahrer

Gestern musste ich mir von einem Radfahrer wieder einmal einen Spruch anhören. Das passiert mir leider immer mal wieder – und jedes Mal ärgert es mich. Diesmal will ich mir den Ärger aber von der Seele schreiben. Vielleicht bringt das ja einige Leser zum Nachdenken…

Das war passiert:

Eine meiner Lieblings-Laufrunden verläuft entlang des Bremer Werdersees über einen asphaltierten Radweg. Einen Fußweg gibt es da nicht. Also teilen sich Fußgänger und Radfahrer diesen Weg.

In diesen Fällen laufe ich grundsätzlich auf der linken Seite.

Auf diese Weise kann ich frühzeitig sehen, wer mir entgegenkommt. Und – noch viel wichtiger – ich kann ausweichen, falls mal ein Radfahrer abgelenkt ist und mich zu spät wahrnimmt, oder wenn jemand so schnell unterwegs ist, dass Kollisionsgefahr besteht. Das ist natürlich nicht möglich, wenn sich diese Radfahrer mir von hinten nähern.

Was also eigentlich der Sicherheit dient, und zwar meiner eigenen und der anderer Menschen, wird von vielen Radfahrern hingegen als Fehlverhalten interpretiert. Die meisten schütteln verständnislos den Kopf, und nicht selten „schenken“ sie mir zusätzlich noch einen vorwurfsvollen Gesichtsausdruck: Augen weit auf, Augenbrauen nach oben gezogen, damit die Stirn in Falten liegt, und die Lippen fest zusammengepresst. Eine Körpersprache, die mir unmissverständlich klar machen soll, dass ich diesen Verkehrsteilnehmer gerade zu einem Ausweichmanöver nötige.

In seltenen Fällen kommt zum Kopfschütteln und der vorwurfsvollen Miene auch noch ein verbaler „Gruß“ hinzu. Gestern zum Beispiel dieser hier:

„Bist Du Engländer, oder was?“

Da ist es dann aus mir herausgeplatzt:

„Nein, aber ich behalte Klugscheißer gern im Auge!“

Der Mann hat sich über meine Beleidigung sicher sehr geärgert – und mir tut es leid, dass ich das gesagt habe. Falls Du also der Mann bist, zu dem ich das gesagt habe: dickes SORRY dafür! Ich war einfach emotional zu aufgeladen, um sachlich zu bleiben.

Und dabei wären Dialoge wie dieser überhaupt nicht nötig, wenn Radfahrer und Jogger mehr Respekt voreinander haben und Rücksicht aufeinander nehmen. Und wenn das zuviel verlangt ist, dann reicht es, wenn man sich mit den geltenden Verkehrsregeln auskennt. Da heißt es nämlich im §25 der StVO:

Wird die Fahrbahn benutzt, muss innerhalb geschlossener Ortschaften am rechten oder linken Fahrbahnrand gegangen werden; außerhalb geschlossener Ortschaften muss am linken Fahrbahnrand gegangen werden, wenn das zumutbar ist.

Leider scheinen nicht nur wenige Radfahrer diesen Paragraphen zu kennen. Auch fast alle Jogger kommen mir entgegen, wenn ich gut gelaunt auf der linken Seite laufe.

Lauft von mir aus links oder rechts. Genug Platz ist sowieso für alle da. Ich wünsche mir lediglich mehr Rücksicht und Verständnis füreinander. Dann läuft’s (und fährt’s) einfach am besten. Dankeschön!

5 comments

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  • Wenn’s keinen fußweg gibt finde ich es voll in Ordnung den Weg zu teilen und hab kein Problem damit. Besonders nervig finde ich es nur wenn der ganze weg von einer Gruppe eingenommen wird. Egal ob Jogger oder Radfahrer man läuft/fährt nicht mit 4 Leuten nebeneinander in 2 reihen. Hab dadurch fast letztens einen unfall gebaut. Direkt neben dem Radweg war übrigens ein Fußgängerweg wo kaum was los war. Und trotzdem laufen sie auf dem Radweg.
    Jetzt Stelle ich mir die Frage wenn ich dann den Fußgängerweg zum ausweichen benutze begehe ich dann eine Ordnungswidrigkeit? Und tun das die Jogger auf dem ausgeschilderten Radweg theoretisch auch? (Kontrolliert aber eh niemand)

  • Ich laufe zwar meistens rechts, aber ich habe als Radfahrer kein Problem mit Läufern auf jeglicher Seite. Schwierig sind eher die Unberechenbaren, die in der Mitte laufen. Da weißt du nie, wohin sie ausweichen, wenn du klingelst. Am Schlimmsten aber sind die Radfahrer, die sich a) erst mal umdrehen, wenn du klingelst (was bitte soll da kommen, außer ein schnellerer Radfahrer?) und/oder b) dann nach links ausweichen. Da ich davon ausgehe, dass 90% auch einen Führerschein haben, frage ich mich echt, was die in diesem Moment denken!

    • Die „Unberechenbaren“ sind tatsächlich oft auch noch gefährlich. Vor allem dann, wenn Sie so eine Micky-Maus auf dem Kopf haben (ich meine diese teuren Marken-Kopfhörer) und sich so laut beschallen, dass sie keine Geräusche der Umgebung wahrnehmen… Die sind wirklich zum Aus-der-Haut-fahren!

  • Lassen wir mal die allgemein zunehmende Rücksichtslosigkeit mal außer Betracht, mache ich es genauso wie Du. Bloß hatte ich bisher noch wenige Biker die es gestört hat. Vielleicht liegt es an der Freundlichkeit der Menschen in unserer Region.
    Oder eher an der frühen Uhrzeit meiner Läufe. Da liegen die meisten mit dem bösen Blick einfach noch im Bett.
    Vielleicht interpretierst Du den Gesichtsausdruck auch nur verkehrt. Könnte es auch der krampfhafte Versuch sein keine Insekten zu verschlucken?
    Locker bleiben. Idioten gibt’s überall.
    Ich kann mich nicht mit allen anlegen.

    • Einen Gesichtsausdruck könnte ich tatsächlich falsch interpretieren. Wenn jedoch noch ein Spruch dazu kommt, bleibt kein Raum für Zweifel… Aber Du hast absolut recht: locker bleiben ist die beste Lösung. Bin ich auch fast immer – nur diesmal musste ich mir einfach mal Luft machen. ;-)

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